Plastizität des sozialen Gehirns

Ein weiterer wichtiger Fokus der Abteilung Soziale Neurowissenschaft befasst sich mit der Plastizität des sozialen Gehirns und untersucht die Trainierbarkeit von sozio-affektiven Funktionen.

Zu diesem Zweck führen wir kleinere und großangelegte Längsschnittstudien durch, um nachzuweisen, ob eine Kultivierung von Mitgefühl und Altruismus das Potenzial hat, die körperliche und geistige Gesundheit von Individuen zu verbessern und ob sich zu einer Entwicklung von prosozialer Motivation und Kooperation führt. Weiterhin hat dieser Forschungsfokus zum Ziel, die subjektiven, neuronalen, hormonellen, sowie die Verhaltensänderungen zu untersuchen, die mit dem mentalen Training von sozio-affektiven und kognitiven Fähigkeiten (wie z. B. Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Empathie, prosoziale Motivation, Mitgefühl, Emotionsregulation, Perspektivübernahme auf das Selbst und auf andere) einhergehen.

Um diese möglichen Veränderungen durch ein mentales Training zuverlässig zu erfassen, haben wir eine ganze Reihe von neuen Paradigmen entwickelt und angepasst, so dass sich wiederholt die sozio-affektiven Funktionen von Probanden in Langzeitstudien erfassen lassen. Weiterhin haben wir die Trainingsprotokolle für Kurz- und Langzeitstudien adaptiert und weiterentwickelt. Eine Hauptstudie der Abteilung ist eine EU-geförderte (ERC) Ein-Jahres-Langzeitstudie, das ReSource Projekt. In dieser Studie werden über 200 Teilnehmer wiederholt mit einem interdisziplinären Forschungsansatz untersucht, während sie über einen Zeitraum von neun Monaten ein mentales Training absolvieren und die Übungen täglich wiederholen. Weiterhin untersuchen wir, ob die Kultivierung von Mitgefühl durch mentales Training mit Veränderungen in der Stressphysiologie, im Sozialverhalten und mit Hirnplastizität in Verbindung bringen lassen.

Zusätzlich untersuchen wir die Plastizität des sozialen Gehirns mit Hilfe von Expertenmodellen. Genauer gesagt, vergleichen wir Daten der strukturellen und funktionellen Bildgebung sowie Verhaltensdaten von Meditationsexperten mit den Daten von naiven Kontrollprobanden und betrachten den Effekt einer Meditationsexpertise auf die Emotionsregulationsfähigkeit, Schmerzwahrnehmung und die ökonomische Entscheidungsfähigkeit. Diese Studien sind wichtig, um eine wissenschaftliche Validierung von Trainingsprogrammen zu erreichen, die dann die Grundlage für wirksame Programme an Schulen, in der Wirtschaft oder in politischen Organisationen sein können. Diese Programme könnten später dann Menschen mit sozialen Defiziten, wie z. B. Autismus, oder depressiven Menschen zu Gute kommen.

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